Im September kam Legolas zu uns. Der Tag der Anreise war sehr aufregend für uns und wird immer in Erinnerung bleiben.
Ankunft: Mit verkehrsbedingter Verspätung kam der Transporter an und unser Hund wurde uns überreicht. Er wollte gar nicht aus seiner Transportbox raus. Dann saß er da völlig verloren vor uns. Wir, sehr aufgeregt, das Sicherheitsgeschirr angelegt und dabei das neue Familienmitglied bestaunt. Dass Legolas sehr lieb ist, konnten wir schon in diesem Moment erahnen. In unserem Kopf waren vermutlich 1000 Gedanken. An einige kann ich mich noch erinnern: „Er ist kleiner wie gedacht!“, „Ist der süüüüüß…“, „Ohje… ist der schüchtern!“ „Hoffentlich mag er uns!!“ „Hoffentlich ist gleich dieses Sicherheitsgeschirr dran!!!!“
Nachdem der Hund gut gesichert war und die Papiere übergeben wurden, fuhr der Transporter wieder los und wir gingen auf ein Feld um die Ecke, das wir vorher schon ausgekundschaftet hatten. Wir dachten Legolas solle sich erstmals entleeren. Aber er wollte kein Pipi machen. Also gingen wir nach Hause. Immer noch aufgeregt, auch wenn wir uns vornahmen, es nicht zu sein.
Angekommen Zuhause, lernte Legolas zum ersten Mal, auf etwas unsanfte Weise, eine Glastür kennen! Der Arme! Die Treppen ging er etwas unsicher, aber mit Lob funktionierte das. Seitdem geht er Treppen, als sei es das normalste der Welt!
Endlich in der Wohnung angekommen, machten wir es uns alle gemütlich, um Ruhe nach den aufregenden Stunden zu erhalten. Legolas legte sich mit Abstand gegenüber von uns hin und schlief.
Verhalten: Am zweiten Tag konnte er endlich Pipi machen! Er war noch Tage später so angespannt, dass er nur einmal täglich Pipi machte und das nur, wenn Ruhe in der Gegend war. Aber dafür war er von Anfang an stubenrein!! Mittlerweile verhält er sich diesbezüglich normal.
Er hatte auch ein paar Tage Durchfall, seinen Kot haben wir checken lassen und er war parasitenfrei. Vermutlich schlug der Stress einfach auf den Magen und zudem musste er sich an das neue Futter gewöhnen. Wir füttern derzeit Hühnchen, ein Trockenfutter und eine Sorte Kaustangen, um seinen Magen nicht zu überfordern. Ich bin davon überzeugt, dass er bald flexibel ernährt werden kann, aber die Eingewöhnung braucht Zeit. UND trotzdem hat er nicht einmal in die Wohnung gemacht. Sauberes, braves Tier!!
Legolas war in erster Zeit sehr schüchtern und ist es auch jetzt noch vor allem in unbekannten Situationen. Ich bin davon überzeugt, dass es in der Interaktion mit jedem Tier mindestens eine Sache gibt, die Dämme brechen lässt. Bei Lego war es das „im Bett schlafen“! 😊Am Abend der Ankunft legten wir uns ins Bett. 10 Sekunden später, stand dieser schüchterne Hund unsicher, fragend in der Schlafzimmertür. Ich nahm ihn auf den Arm und trug ihn ins Bett, da lag er dann für ein paar Minuten ziemlich angespannt. Dann ein tiefes Schnauben und eine ruhige Nacht, die wir vermutlich alle im zufriedenen Tiefschlaf verbrachten. Seitdem springt Legolas freudig ins Bett. Lustig dabei ist, dass seine Ohren beim „Bettsprung“ länger in der Luft sind, als sein Körper. 😀 Ich bin mir sicher, dass das gemeinsame Schlafen unseren Bund stärkt und es ist unglaublich beruhigend, so ein liebes Tier an seiner Seite zu haben. Naja…manchmal verschätzt man sich, wieviel Bett von einem Hund eingenommen werden kann. 😉 Aber sicherlich gibt es noch Alternativen, eine gemeinsame verbindende Aktivität zu finden. In dieser ersten Phase war das auf jeden Fall das Richtige für uns.
Legolas zeigt sich sehr verschmust, geduldig, menschenbezogen und bindungsfähig.
Beim Fressen ist Legolas sehr schleckig und wir mussten etwas ausprobieren, was er gerne frisst. Das war sicherlich auch ein Grund für die Irritierung seines Verdauungstrakts. Außerdem traut er sich mittlerweile richtig zu fressen. Vielleicht wurde er im Tierheim oder in der Tötungsstation oder an sonstiger vorheriger Stelle beim Fressen von anderen Hunden angegriffen. Das wissen wir nicht.
Ohnehin wissen wir nicht, was er in voriger Zeit erlebt hat. Bei manchen Verhaltensweisen kann man es erahnen. Zum Beispiel verweilt er sich gerne an Mülleimern und findet schnell rumliegendes Essen. Klar, geht das anderen auch so, aber ich könnte mir vorstellen, dass er eine Zeit auf der Straße verbracht hat. Er reagiert aber super und lässt vom Essen ab, wenn man ein Wort sagt.
Wenn Besuch kommt, entscheidet er je nachdem, ob er sich ins Schlafzimmer verzieht oder in sein Körbchen liegt. Er ist sehr neugierig, zeigt auch in unsicheren Situationen kein aggressives Ausweichverhalten oder sonstiges.
Besonders stolz sind wir darauf, dass Legolas bereits ohne Leine zu führen ist. Natürlich leinen wir ihn nur auf Feldern ab, die nicht direkt an Straßen angrenzen. Aber dieser Hund kommt mit Freude angerannt, wenn wir pfeifen. Allgemein entfernt er sich nur selten weiter weg.
Mit anderen Hunden spielt er gerne. Er ist je nach Hund unsicher und läuft mit eingezogener Rute weg. Mittlerweile kommt er verlässlich zu mir und ich beschütze ihn dann natürlich! 😊
Er bellt sehr wenig, das finden wir persönlich sehr angenehm. Legolas verhält sich im Haus ruhig. Die ersten zwei Tage ist er mir auf Schritt und Tritt gefolgt. Ich denke er hat geschaut, was ich mache und vielleicht hatte er auch ein wenig Angst (wieder) allein gelassen zu werden.
Wir haben eine Überwachsungskamera für Haustiere gekauft, die ihr Geld wert ist! So konnten wir wunderbar verfolgen, welche Fortschritte beim Allein-bleiben gemacht werden. Am Anfang hat er ein paar Mal geweint. Mittlerweile liegt er gemütlich auf dem Sofa. Eigentlich die einzige Zone, in die er nicht darf…😊 Aber das ist in diesem Fall egal! Ab und zu schaut er dann aus dem Fenster und freut sich sehr, wenn wir nach Hause kommen.
Nach ein paar Tagen hat er begonnen sich schwer zu kratzen. Vorsichtshalber haben wir ihm in Absprache mit dem Tierarzt ein Spot-on Produkt drauf gemacht, um ihm einen weiteren Tierarztgang und eine Hautentnahme zu ersparen. Im Nachhinein ärgert mich das, denn das Kratzen ging weiter und Legolas hat umsonst eine Chemiekeule verabreicht bekommen. Ich denke viele Erscheinungen sind einfach stressbedingt, auch wenn sich der Hund im neuen Zuhause wohlfühlt, ist alles sehr, sehr aufregend! Aber natürlich will man das Beste für sein Tier und keine Anzeichen im gesundheitlichen Bereich auf die leichte Schulter nehmen. Wir haben daraus gelernt!
Sein gesundheitlicher Zustand ist gut, aber verbesserungsfähig. Er ist dünn und hat dünnes Fell, aber ist ja kein Wunder bei langer Mangelernährung. Als er ankam, hatte er eine kahle, leicht entzündete Stelle am Bauch. Innerhalb von 2 Wochen war diese weg und nun ist bereits ein Flaum sichtbar. Warum? Weil er jetzt ein Körbchen hat und nicht mehr auf dem kahlen Boden liegt. Ich habe nur ein bisschen Balistolöl drauf gemacht. Seine Ohren brauchen jedoch tatsächlich medizinische Behandlung. Da er lange Ohren hat, die Pflege brauchen, hat sich Schmutz im Ohr angesammelt, der zu einer Entzündung geführt hat. So etwas kann aber immer und überall passieren. Legolas lässt sich die Tropfen nicht gerne geben, aber was sein muss, muss sein und er erträgt es geduldig.
Legolas ist jetzt 4 Wochen bei uns und hat schon vieles kennengelernt. Wir waren bereits mit ihm in Restaurants, in Geschäften, im Stall und immer verhält er sich vorbildlich. Er traut sich immer mehr und wird auch in unbekannten Situationen sicherer. Wir erhöhen unsere Laufrouten stetig. In erster Zeit sind wir nur vertraute Wege gegangen, mittlerweile ist er auch schon bei unbekannten Wegen viel sicherer. Dennoch gönnen wir dem Süßen viel Ruhe und beobachten ihn immer genau, damit wir ihn nicht überfordern.
Diese Woche beginnt unser Hundetraining und wir werden sicher gute Impulse bekommen!
Dankbar, diesen großartigen Hund in unserem Leben zu haben und tatsächlich ist er wie eine Elfe!